Berichte von 07/2017

In der Salzseestadt

Samstag, 01.07.2017

Weiterfahrt nach Salt Lake City UT. Ist "lang" eigentlich länger als "länger"? Jedenfalls hat sich die Reiseteilnehmerin nach der längeren Fahrt am Nachmittag ausgeruht, während der Reiseleiter eine Monourbanvisitation unternahm, besonders der mormonische Temple Square und das State Capitol.

Danke, danke für den Troglodyten. Diese Antwort wurde aber schneller von einer männlichen Lehramtsperson erwartet.

Sehr patriotisch

Sonntag, 02.07.2017

Was unternimmt ein guter Bürger am Sonntagmorgen? Er geht in die Kirche! Nun ging die Reisegruppe zwar nicht in eine Kirche, aber zu einem Chorkonzert. Der Mormon Tabernacle Chor mit dem Mormon Tabernacle Orchstra tritt üblicherweise in der Tabernacle Concert Hall auf, an diesem Sonntag aber in der Halle des Mormon Conference Building. Nachdem die Reisegruppe noch den Temple Square visitiert hatte, ging es mit vielen sonntäglich gekleideten Familien in die riesige Halle. Von den 20.000 Plätzen waren gut zwei Drittel besetzt, also über 10.000 Menschen. Vor Kopf beherrschte eine riesige Orgel die Bühne. Etwa 100 einheitlich in lila Umhänge gekleidete Damen und etwa 100 Herren in schwarzem Anzug mit weißem Hemd bildeten den stimmgewaltigen Chor. Das Orchester bestand aus ebenfalls nahezu 100 Musikern, dabei sehr viele Streicher (Geigen und Celli), aber auch eine kräftige Bläsergruppe. Gespielt und gesungen wurden in der guten halben Stunde ein oder zwei spirituelle Lieder, dann aber rein patriotische, wie Stars and Stripes, This is a great Country, America the beautiful. In einer kurzen Ansprache wurde betont, dass alles, was man in Amerika erreicht hat, nie die Leistung eines Einzelnen gewesen sei, sondern die eines Teams, und dass es deshalb immer auf den Zusammenhalt ankäme, in der Familie und in der Gesellschaft. Auf zwei riesigen Leinwänden wurden Bilder von Chor und Orchester eingeblendet, unterbrochen von den Naturschönheiten der USA, besonders von Utah, aber auch die Freiheitsstatue, die Wolkenkratzer von New York, Chicago u.a. Und immer wieder lachende junge Menschen, die laufend die Nationalfahne über sich flattern ließen, Fahnenmeere der Stars und Stripes, aber auch Soldatenfriedhöfe. Die musikalische Wirkung war bei der hervorragenden Akustik enorm. Es wurde darauf hingewiesen, dass der ehemalige Präsident Reagan betont habe, dass hier die patriotischste Veranstaltung der gesamten USA stattfände, und das an jedem Sonntag.

Danach besuchte die Reisegruppe das historische  Beehive-Gebäude, in dem der Mormonenführer Brigham Young um 1860/70 wohnte und residierte. Zwei junge Damen, eine aus Thailand und die andere vermutlich aus Korea, führten die kleine Besuchergruppe. Dabei erzählte die Thailänderin von sich, dass sie als Buddhistin aufgewachsen sei, dann sieben Jahre lang dem Protestantismus anhing und seit zwei Jahren Mormonin sei. Sie habe sich für eineinhalb Jahre verpflichtet, Aufgaben in Salt Lake City zu übernehmen. So erklärt es sich auch, dass mehr als die Hälfte der sichtbaren Mormonen junge hübsch individuell gekleidete Damen sind. Zum Abschied wurde das Buch Mormon angeboten, was die Reisegruppe mit der Begründung ablehnte, sie sei der englischen Sprache nicht ausreichend mächtig, doch da kam das Angebot, das Buch auf Deutsch mitzunehmen, was die Gruppe aber auch höflich ablehnte. Es fiel auf, dass nur sehr zaghaft missioniert wurde, dass nie um Spenden gebettelt wurde, ja, dass noch nicht einmal Spendenbehälter aufgestellt sind.

Dann war es an der Reihe, etwas für die historische Bildung zu tun, wozu der This is the Place State Park angefahren wurde. Am Eingang stand ein Schild mit der Aufschrift: " 1/2 off". Die Reisegruppe rätselte über die Bedeutung: Halb offen? Am 1. und am 2. (Juli) geschlossen (denn das zugehörige Museumsdorf war gesperrt)? Oder alle Waren im Shop des Visitor Centers sind zum halben Preis erhältlich? Was auch immer: es blieb nicht anderes übrig, als sich auf den nicht gesperrten Part des Parks zu beschränken, dabei diverse Denkmäler, so für den Pony-Express und besonders über die mormonische Vergangenheit, die prophetische Gabe des Religionsgründers, die Vertreibung aus Illinois, der Treck, die Pionierzeit, die Bildung eines Mormonenregiments usw.

Danach sollte zum Great Salt Lake gefahren werden. Im Internet war eruiert worden, dass die Orte Bountiful, Centerville und Farmington am See lägen, doch war dort kein Zugang zum Wasser auszumachen. Ist der See vielleicht bereits ausgetrocknet?

Mittags 95 ºF.

Beim Abendessen in einem Diner hieß es zur Bestellung von Bier: "Not in Utah!" Beim Anblick mancher hier herumlaufender Menschen sollten die Utahner besser ein Verbot von Gerichten über 500 kcal bedenken.

Bankraub, Schießerei und Lynchjustiz

Montag, 03.07.2017

Längere Drei-Staaten-Fahrt: Start in Salt Lake City (Utah; zu Beginn der Fahrt wurden doch noch einige Ausblicke auf den Great Salt Lake erhascht), via Idaho Falls (Idaho), Fahrt über den Teton-Pass, Übernachtung in Jackson (Wyoming). Alles ist grüner und kühler, maximal nur 85 ºF, wir frieren fast.

Am Abend fand in Jackson ein krasserter Banküberfall statt, mitten im Ort auf dem Town Square. Bewaffnete Gangster lieferten sich eine Schießerei. Da wir aber nicht so viel verstanden haben, mag es sich auch um eine Familienstreitigkeit gehandelt haben, mit einem guten und einem schlechten Bruder. Wie auch immer, es wurde ordentlich geknallt, einige kleine Kinder weinten, und am Ende lagen sechs Tote auf der Kreuzung. Natürlich war es eine inszenierte Darstellung des The Jackson Hole Playhouse in historischen Kostümen.

Ganz Jackson macht auf Westernstädtchen. Viele Gebäude sind im Stil des 19. Jahrhunderts errichtet, mit Überdachung zur Straße. Die Fußwege bestehen aus Holzbrettern, und wo nicht, aus Beton mit Holzfaserstruktur. Eine alte Kutsche fährt durch die Straßen und in den vielen Galerien lassen sich Skulpturen von Westernpionieren, Indianern, Grizzlys, Elchen usw. erwerben.Jackson rühmt sich, als erste Stadt der USA eine Bürgermeisterin gestellt und als erste das Frauenwahlrecht eingeführt zu haben.

Thailändisches Abendessen, erstmals wieder asiatisch nach der chinesisch-japanischen Zeit; okay, mit Bier dazu (man ist nicht mehr in Utah). Danach eine Flasche Merlot für den Ausklang des Tages erstanden (man ist nicht mehr in Utah). Die Reisegruppe nächtigt im Elk Country Inn.

 

Elk ist kein Elch

Dienstag, 04.07.2017

Der Grand Teton Nationalpark ist der neunte NP auf dieser Reise. Nur gut, dass so viel photographiert wurde, denn das menschliche Gehirn ist kein Computer und bringt einiges durcheinander - ein Computer kann dieses allerdings viel gründlicher. Eine phantastische Bergkulisse, mit Schnee und Gletschern bedeckt, erhebt sich vor einer grünen Ebene und wächst noch jedes Jahr. Unglaublich, aber das Gebiet wird jährlich von einhundert Erdbeben erschüttert. Etwa alle 1.000 Jahre erfolgt ein gewaltiges Erdbeben, das eine nachhaltige Veränderung der geographischen Verhältnisse bewirkt. Ein besonders schöner Platz ist der Jenny-Lake. Über allem tront der Teton.

In dem Gebiet leben Elke. Im Englischen bedeutet das Wort "Elche", im Amerikanischen aber Rot- oder Wapiti-Hirsche. Elche heißen in den USA "moose", und die streifen hier ebenfalls durch den Park.

Die vielen Halte an den turn outs und overlooks hatten doch viel Zeit gekostet und es waren noch 100 Meilen bis zur Absteige zurückzulegen, bei maximal 45 mph in den Parks. Also wurde die Fahrt am späten Nachmittag in den zehnten NP fortgesetzt, in den Yellowstone NP, der sich nördlich direkt an den Teton NP anschließt. Der Park weist eine Fläche von etwa 9.000 Quadratkilometern auf! Bei zulässigen Geschwindigkeiten von 45 mph, teilweise deutlich weniger, muss man bei den Entfernungen lange Fahrzeiten einkalkulieren (und genügend Benzin im Tank). Auch ohne besonders anzuhalten, lieferte der Park, was er verspricht. Gleich hinter der Eingangsstation stauten sich die Fahrzeuge; seitlich tummelte sich ein Schwarzbär und von ihm gelang sogar eine Photographie. Etliche Meilen später rupfte ein Bison in Sichtweite der Fahrbahn sein Abendessen zusammen. Auch ein zweiter Bison konnte beim Äsen beobachtet werden. An ersten schwefelgelblichen Feldern mit Fumarolen ging es vorbei. Toll! Für die Besichtigungen haben wir an den nächsten Tagen noch genügend Zeit.

Bei der Einfahrt in unseren Zielort, West Yellowstone, unmittelbar am Westeingang gelegen, war die Straße 800 Meter vor unserem Hotel gesperrt, wegen einer Parade zum heutigen Nationalfeiertag. Also wurde der Dicke Dodge abgestellt und die kurze Entfernung bis zu der Straße, an der der Umzug vorbeikam, zu Fuß zurückgelegt. Mit Musik, Fahnen, Winken und dem Werfen von Süßigkeiten waren alle möglichen Gruppen mit ihren Fahrzeugen vertreten. Die Flughafenfeuerwehr spritzte in die Menge, bei 85 ºF nicht unangenehm. Es ging recht lustig zu; viele der Zuschauer und der Teilnehmer kannten sich und umarmten sich oder riefen sich Grußworte oder Scherze zu. Mit unserer deutschen Vergangenheit sind wir unfähig, so ausgelassen den Geburtstag unserer Nation zu begehen.

Die Absteige ist passabel; immerhin werden wir es darin vier Nächte aushalten müssen. Zum Abendessen Bisongulasch mit Sauerrahm (lecker), dazu italienischer Weißwein (zum Vergessen) bzw. tschechisches Bier (gut). Den Abschluss des ereignisreichen Tages bildete ein professionelles, farbenprächtiges, halbstündiges Feuerwerk zum Nationalfeiertag, begleitet von privater Feuerwerksknallerei wie in Deutschland zu Silvester.

Übrigens ernähren sich einige amerikanische Blutsauger von deutschem Blut.

Feuer, Dampf und Schwefel

Mittwoch, 05.07.2017

Es war die richtige Entscheidung, morgens direkt zu Old Faithful zu fahren, denn im Laufe des Vormittages verschärfte sich dort die Parkplatzsituation. Die nächste Eruption wurde für 11:48 Uhr +/- 10 Minuten prognostiziert. Das war noch fast zwei Stunden hin, und so blieb ausreichend Zeit für einen Rundgang um das Geysirfeld in der Nähe. Zeitig zurück, konnte auf einer Bank sitzend auf das große Ereignis gewartet werden. Man plauderte mit seinen Nachbarn (aus Oregon und wir sollten Oregon unbedingt besuchen), wartete und wartete in der Hitze ohne Schatten, als Old Faithful geruhte, nach der prognostizierten Zeit seinen Dampfausstoß zu verstärken und zwei kleine Blubber abzugeben. Es war noch nicht alles, aber ein Teil des Drucks war abgebaut. Dann ließ er sich doch noch zum Ausstoß einer respektablen Fontäne herab, allerdings längst nicht so prächtig wie auf den bekannten Photographien. Auch wenn sich Old Faithful nicht besonders angestrengt hat, war es ein erhabenes Erlebnis vor geschätzt 2.000 Zuschauern.

Das gesamte Bassin ist voll von hydrothermalen Erscheinungen, die zwar nicht so bekannt wie Old Faithful sind, aber dennoch einen Besuch wert. So verging der Tag mit der Besichtigung aller möglichen heißen Quellen, Schlammtöpfen, Fumarolen, Travertin-Terrassen und Geysiren, wie Black Sand Basin, Biscuit Basin, Midway Geyser Basin, Firehole Lake und Fountain Paint Pot. Was soll man beschreiben? Man muss es sehen, diese vielfältigen Farben, verursacht durch die Stoffwechselaktivitäten unterschiedlicher thermophiler Bakterien. Heiße Winde umhüllen einen, die Intensität des Schwefelgeruchs hält sich in Grenzen, Wasser brodelt, aus manchen Löchern pfeift und tönt es.

Man staunt und staunt und knipst und knipst, so dass der Akku der Kamera getauscht werden musste.

Wenn im Park ein Stau entfernt von einer hydrothermalen Sehenswürdigkeit entsteht, kann man sicher sein, dass ein besonderes Tier von der Straße aus zu sehen ist. Auf der Rückfahrt weideten ein Kalb und zwei Kühe, vermutlich Elche, auf einer kleinen Insel im Madison River neben der Straße, die uns für diesen Tag aus dem Park verabschiedeten.

Nebenbei: California Poppy ist fertig gestickt.

Zweite Chance für Old Faithful

Donnerstag, 06.07.2017

Jeder sollte eine zweite Chance erhalten, und weil der erste Auftritt von Old Faithful unbefriedigend ausgefallen war, wurde er am Morgen nochmals aufgesucht. Auf der Hinfahrt waren deers zu beobachten und zu photographieren. Diese wenigen Minuten nutzte Old Faithful aus, sich an uns zu rächen, weil wir ihm am Vortage nicht die Bestnote gegeben hatten; bei der Auffahrt auf den Parkplatz spritzte er eine wunderschöne lange Fontäne aus, ohne dass die Möglichkeit zum Photographien bestand. Also wartete die Reisegruppe knapp zwei Stunden bis zur nächsten Eruption und nutzte die Zeit, um sich im Visitor Center zu informieren und dort einen zwar nicht wissenschaftlichen, aber mit prächtigen Aufnahmen versehenen Film über den Yellowstone NP zu betrachten. Und dann war es soweit: zum dritten Male produzierte sich Old Faithful für die Reisegruppe und diesmal recht ordentlich, wenn auch die hohe Passage recht kurz ausfiel. Es wurde applaudiert und Old Faithful und die Reisegruppe waren zufrieden.

Bei Fahrten im Yellowstone NP muss man die langen Entfernungen und entsprechende Fahrzeiten berücksichtigen. Im Park gibt es eine nördliche und eine südliche Umfahrt. Die Reisegruppe befuhr im Tagesverlauf die südliche Schleife und die ist etwa 155 km lang (zuzüglich An- und Abfahrt). In Abständen alle paar Kilometer gibt es Attraktionen, und das sind wirklich welche. Für nahezu jede einzelne würde sich eine lange Anfahrt lohnen. So geballt wie in diesem NP existiert nirgendwo auf der Welt eine derartige Ansammlung hydrothermaler Erscheinungen, und jede ist irgendwie anders und einzigartig. Die Photographien fangen die Atmosphäre ein, geben aber nicht die olfaktorischen Wahrnehmungen wider, die so angenehm an die Atmosphäre in einem Abwasserkanal erinnern. Schließlich beeindrucken auch noch der riesige Yellowstone Lake und der Yellowstone Grand Canyon mit seinen beiden Wasserfällen. Im Laufe des Tages hat die Reisegruppe zahlreiche Bisons gesehen; ein Tier graste nur drei Schritte neben dem Fußweg und ließ sich dabei auch nicht von einer Reiseteilnehmerin stören.

Zum ersten Male während der Reise musste der Scheibenwischer benutzt werden. Am Nachmittag fielen mehrere heftige Schauer und die Temperatur sank auf nur noch 55 ºF. Zum Abend hin lockerte die Bewölkung auf und bei der Rückkehr ins Hotel gegen 20 Uhr war die Temperatur wieder auf 80 ºF gestiegen.

Eine Zufälligkeit: Von der jungen Rezeptionistin im Holiday Inn war zu erfahren, dass sie aus Slovenien stamme. Auch der junge Mann an der Kasse der Tankstelle im Ort ist Slovene. Beide kennen sich bisher nicht, aber der Tankwart will vielleicht Kontakt aufnehmen.

 

Noch ein Tag im Yellowstone National Park

Freitag, 07.07.2017

Der Park ist so groß, dass man in ihm ohne Schwierigkeiten drei volle Tage zubringen kann und dabei dennoch zu vielen neuen Sehenswürdigkeiten gelangt. Eigentlich war ein Ruhetag angesagt, aber die Gelegenheit, im NP weiteres zu entdecken, ergibt sich so schnell nicht wieder. Also befuhr die Reisegruppe die nördliche Schleife, 113 km lang zuzüglich An- und Abfahrt, und sah dabei wieder spritzende und weniger fleißige Geysire, "Drachenhöhlen", aus denen es herauspfiff, brodelnde Schlammtöpfe, vor sich hin blubernd, enorme Kalksinterterrassen und -felsen, mehrere Wasserfälle, Canyons, auch einige Tiere. Bei der Rückkehr zur vierten und letzten Nacht im Hotel in West Yellowstone war es wieder kurz vor 20 Uhr.

Wer den Yellowstone National Park selbst noch nicht gesehen hat, sollte danach trachten, einmal im Leben hierher zu kommen. Die vulkanische Landschaft ist einfach beeindruckend, wenn man sich so nah an diesen urgewaltlichen Kräften der Natur aufhalten darf.

Im Tagesverlauf fielen einige Tropfen und es ist nicht mehr so warm. Auch nicht schlecht, wenn die Klimaanlage nachts im Zimmer nicht durchläuft.

Westernmusik

Samstag, 08.07.2017

Bei der Weiterfahrt wurde der Yellowstone NP noch einmal durchquert, von West nach Ost, wobei neue Stationen angefahren wurden, noch eine heiße Quelle, mit 90 ºC eine der heißesten des NP, Wasserfälle und Felsenwege. Eine Bisonherde und einige Bighorns verabschiedeten die Reisegruppe.

Wie jeder weiß, ist die Stadt Cody WY nach Buffalo Bill benannt. Das dortige Buffalo Bill Center of the West vereinigt fünf Museen mit Themata des Westens und ist viel größer als vermutet. In den zwei Stunden Zeit konnten das Draper Natural History Museum, das Cody Firearms Museum und das Buffalo Bill Museum besucht werden.

Dann war die Zeit zur Dinner Show gekommen. An dem Buffet gab es u. a. sehr leckeres grilled prime tenderloin of beef. Am Tisch ergab sich ein Gespräch mit Shar und Bill G. aus Apache Junction AZ (was für ein Ortsname!), die bis vor wenigen Jahren in Neu Mexiko an der Route 66 eine Farm betrieben haben. Nachdem in den USA in den vergangenen Jahren viele Fabriken geschlossen haben, halten sie Herrn Trump für den bestmöglichen Präsidenten, die amerikanische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen; was er auch immer in Bewegung bringe, die Presse wird stets gegen ihn schreiben.

Nach dem Essen begann Dan Miller's Cowboy Music Revue. Dan Miller produzierte sich mit seiner hübschen, 19 Jahre alten Tochter Hannah, die hervorragend geigte und eine Zeitlang in der Schweiz gelebt hat, sowie mit einer Sängerin aus Wisconcin. Zunächst ging der Bandleader durch das Publikum und sprach mit jedem. Bei seiner Eröffnung wies er dann darauf hin, dass es sich um ein internationales Publikum handele, weil auch Gäste aus Deutschland dabei waren, die von allen mit einem warmen Applaus begrüßt wurden. Das Trio sang und spielte dazu auf einer Gitarre Westernlieder, Gospels und bluegrass americana, richtig gut. Einige Lieder waren bekannt, wie "Home on the Ranch" und "Get your Kicks on Route 66"; beim Publikum kam ein Song über einen Mann, der sich seine Frau schöntrinkt, am besten an. Bemerkenswert war auch ein Lied, in dem Gott für den Chevrolet gedankt wird ("Made in the USA"). Der Bandleader verband die einzelnen Beiträge mit unterhaltsamen humorigen Sentenzen, die von der Reisegruppe nur teilweise verstanden wurden. Die Musik passte hervorragend zu Cody.

Buffalo Bill hat sein Geld in viele Unternehmungen gesteckt, von denen etliche ohne Erfolg blieben. Eins davon war allerdings sehr erfolgreich, das 1902 errichtete und nach einer seiner Töchter benannte Irma Hotel. Dort ist die Reisegruppe in der besten Suite einlogiert worden, namens "The Buffalo Bill", alles wie vor über 100 Jahren mit Teppichboden mit floralem Muster und Tapeten im Seidendesign, Jugendstilfenstern zum Badezimmer, Badezimmerarmaturen aus Messing, bronzierte Rippenheizkörper mit Ziselierungen, wobei nur Klimaanlage, Kaffeemaschine, Fernsehgeräte und Föhn ergänzt wurden. Neben dem Schlafraum befindet sich der Aufenthaltsraum mit Ledersesselgarnitur, Schreibtischecke und Ankleideschrank. Zum WC-Becken im Badezimmer gehört ein Spülkasten aus Holz mit Kettenzuggriff. Die junge Rezeptionistin berichtete, dass sie vor fünf Jahren einige Zeit in Deutschland zugebracht habe und ihr Gastvater mit Vornamen "Manfred" geheißen habe.

Leider gab die Canon-Kamera ihren Geist auf, ein Desaster.

Bei seinem abendlichen Alleingang durch Cody kam dem Reiseleiter im Dunkeln ein vielleicht 15 oder 16 Jahre alter Junge auf seinem Fahrad ohne Licht auf dem Bürgersteig wider die Fahrtrichtung entgegen, als ein Polizeiwagen heranrauschte und den Delinquenten mit einem schrillen Sirenenton stoppte. Nach einem kurzen Gespräch setzte sich der Peterwagen vor den Radfahrer, der ohne Beleuchtung hinterherfuhr und so sicher nach Hause geleitet wurde.

Little Big Horn

Sonntag, 09.07.2017

Gefrühstückt wurde im traditionellen Speisesaal des Irma Hotels in Cody WY, der mit zahlreichen Devotionalien von Buffalo Bill ausgestattet und mit amerikanischen Fahnen und Symbolen geschmückt ist.

Was in Deutschland nicht möglich ist, war in Cody ganz einfach, nämlich kundenfreundlich am Sonntagmorgen eine neue Photokamera einkaufen. Bei Walmart standen etwa 15 verschiedene Kameramodelle zur Auswahl. Das erworbene Modell verfügt natürlich über ein Ladegerät mit amerikanischem Stecker, weshalb noch eine Adaptervariation für die Verwendung bei anderen Steckersystemen dazu gekauft wurde. Die Kamera konnte auch gleich eingesetzt werden, weil der Akkumulator über eine Restkapazität verfügte.

Auf dem Parkplatz von Walmart wurde die Reisegruppe von einem älteren Ehepaar aus Texas angesprochen, das am Vorabend ebenfalls bei der Dan Miller Show gewesen war. Die Dame sprach sprach ein recht ordentliches Deutsch, wenn auch mit starkem Akzent. Ihre Großmutter stammt aus einem kleinen Ort in Ostdeutschland nahe der polnischen Grenze und während ihrer Kindheit wurde in der Familie Deutsch gesprochen.

Wie jeder weiß, hat Buffalo Bill 1876 nach der desaströsen Schlacht am Little Big Horn an einem Rachefeldzug gegen die Indianer teilgenommen und dabei im Gefecht am Warbonnek Creek den Unterhäuptling Yellow Hand  als einzigen Gegner getötet und diesen mit den Worten skalpiert: "Der erste Skalp für Custer!" Die Reisegruppe suchte das Little Big Horn National Monument auf und besichtigte das Kampffeld. Im Visitor Center wurde über Hintergrund und Verlauf der Schlacht informiert. Das Kampffeld ist mehrere Meilen lang und kann auf einer Straße mit Erläuterungsschildern befahren werden. General Custer beging mehrere Fehleinschätzungen (was bei den Erläuterungen nicht so deutlich herauskommt), die zum Tode vieler US-Soldaten und auch zu seinem eigenen Tode führten. Erst nach großen Protesten 1991 wurde auch die Sichtweise der Indianer berücksichtigt, die um ihre Heimat und um die Erhaltung ihrer traditionellen Lebensweise gekämpft hatten. Ein Erinnerungsmahnmal für die Indianer wurde erst vor wenigen Jahren gegenüber dem für General Custer und die gefallenen US-Soldaten  errichtet.

Übernachtet wird in einem Motel in Ashland MT, einem Kaff in der endlos scheinenden Prärie. Bei der Ankunft war das Büro geschlossen und der Rezeptionist musste erst von einer nebenan befindlichen Tankstelle herbeitelefoniert werden.

Maximale Tagestemperatur wieder 103 ºF, das heißt: Klimaanlage an!

Aliens-Landeplatz

Montag, 10.07.2017

Wer den Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" von Steven Spielberg gesehen hat, weiß, wo die Aliens auf der Erde gelandet sind, nämlich auf dem Devils Tower in Wyoming. Hierher hat es die Reisegruppe nach einer langen und monotonen Fahrt durch die Prärie verschlagen, die einmal um diesen sagenhaften Felsen herumgewandert ist. Keine andere Felsformation auf der Erde weist derartig lange und dicke Basaltsäulen auf wie dieser Koloss in der Landschaft.

Bei der Rast auf einer Bank kam die Reisegruppe mit Nancy aus Rapid City ins Gespräch. Nancy dürfte Mitte 80 Jahre alt sein und benötigt eine konstante Sauerstoffversorgung. Mit ihren Kindern hat sie früher im Yellowstone Park gezeltet und es war für alle ein unvergessliches Erlebnis. Als ihre Kinder nach Rapid City gezogen sind, ist sie mit umgezogen, um für ihren Enkelsohn zu sorgen, der inzwischen 21 Jahre alt ist und den sie kaum noch sieht. Es kam ihr Bruder Bill hinzu, der immerhin einen einzigen deutschen Satz beherrscht: "Was ist los?" Auch Bills Tochter Beverly, die Nichte von Nancy, kennt einen deutschen Satz: "Ich bin ein Dummkopf."

Die Reisegruppe nächtigt in der Devils Tower Lodge, dort in der Honeymoon Suite, mit eigener Terrasse und Blick auf den Tower. Es ist eine kleine Herberge mit nur wenigen Gästen, sehr familiär, betreut von dem jungen Alexander. Das Abendessen der etwa 15 Lodgegäste fand gemeinsam an einem großen Tisch mit Vorsitz des Inhabers Frank statt, der von seinen Touren erzählte. Nach Schließen eines Ringes an den Händen und einem Gebet, bei dem jeder sagen sollte, wofür er Gott dankt, gab es Hühnchen mit Gemüse, Reis und Kartoffelschnitzel (mit Schale) und zum Trinken zur Auswahl Ginger Ale, Roots Bier oder Kirschkola. Dafür war die Aussicht auf Devils Tower hervorragend. Mit den Nachbarn ergaben sich interessante Gespräche, u.a. mit einer Familie mit fünf Kindern, wobei die Mutter sehr jung aussah (also sehr früh mit dem Kinderbekommen angefangen haben muss).

Präsidentenköpfe

Dienstag, 11.07.2017

Das Frühstück in der Devils Tower Lodge fand wieder unter Vorsitz von Frank gemeinsam statt. Er hatte bereits in seiner Buchungsbestätigung mitgeteilt, dass es full breakfast, aber keine cupcakes und keine cornflakes gäbe, dabei aber verschwiegen, dass es auch keinen gebratenen Schinkenspeck und keine Würstchen gibt, aber Rührei und Pancakes. Der Kaffee und auch der Fruchtsaft (als Orangensaft kann er eigentlich nicht bezeichnet werden) waren recht dünn. Frank ist offensichtlich ein Alternativer; je nach Sichtweise ist er als drahtig oder als hager, askethisch zu bezeichnen, in seiner Art aber sehr nett. Bei der Ausfahrt aus dem Devils Tower National Monument winkten etliche Präriehunde aus der riesigen Kolonie der Reisegruppe zum Abschied hinterher.

Bei der Weiterfahrt musste an einer langen Straßenbaustelle als erstes Fahrzeug gehalten werden. Eine Bauarbeiterin stand auf der Straße und hielt ein Stoppschild hoch. Als sie aus dem Auto heraus photographiert wurde, hielt sie das Schild vor ihr Gesicht. Sie kam an das Autofenster heran und schilderte, dass einige Autofahrer in den USA derartige Photographien bei Facebook einstellten und mit unwürdigen Kommentaren versähen. Dann kam sie auf ihren Schwager zu sprechen, ein Deutscher, der die Jägerprüfung in Deutschland beim zweiten Versuch bestanden, eine Jagdlizenz in den USA erworben habe und von den "großen" Tieren schwärmte, die es in den USA im Vergleich mit Deutschland gäbe, und die er dann auch geschossen habe. Dabei habe es sich überhaupt um keine besonders große Exemplare gehandelt. Die Unterhaltung dauerte fast eine Viertelstunde; so lange dauerte die Sperrung, bis das "pilot car - follow me" kam, das auf der vielleicht zwei Meilen langen Baustelle vorwegfuhr.

Die vier Präsidentköpfe von Mount Rushmore sind weltbekannt. Man kann sie bereits aus einiger Entfernung erblicken. Wegen des langen Staus bei der Zufahrt, wegen des Verlangens einer Parkplatzgebühr und weil ohnehin nichts Weiteres bei einer Besichtigung zu entdecken wäre, wurden die Köpfe aus der Ferne photographiert und dann umgekehrt. Im Black Hill Forest gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man ebenfalls Blick auf die vier Köpfe hat. Übrigens lehnen die Lakota-Indianer das Präsidentenmonument wegen Entheiligung ihres Berges ab.

Der Custer State Park von South Dakota ist vor allem wegen seiner Bisonherden berühmt, die sich besonders längs der Wildlife Road aufhalten sollen. Bei der Befahrung dieser Straße wurden anfangs zwei einzelne dösende Büffel gesichtet und nicht mehr viel erhofft. Dann gab es aber auf einmal einen langen Stau. Stau im NP bedeutet oft: Tiere! So auch hier: Eine Herde von geschätzt 250 Büffeln weidete neben der Straße. Dabei wechselten einige Tiere über die Straße, blieben dort teilweise stehen und unterbanden so den Autoverkehr in beide Richtungen. Im Stau blieb man fast eine Stunde stehen, was aber nichts ausmachte, weil man dabei die Tiere beobachten konnte.

Das schrittweise Fahren im Stau mit Standzeiten dazwischen nahm der Dicke Dodge übel. Bei der Weiterfahrt nach dem Stau weigerte er sich, mit seiner Automatik die Gänge hochzuschalten. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 35 mph drehte er jaulend fast 6.000 UpM. Nach dem Anhalten, Motor ausschalten, gutem Zureden und Motor wieder starten hatte er sich gefangen, zickte nicht mehr und verhielt sich wieder normal.

Da nun schon die Gebühr für den State Park bezahlt worden war - die Jahreskarte für die Nationalparks gilt hier nicht - wurde auch noch die Needle Road befahren, was niemand bereute, denn sie führte durch phantastische nadelförmige Felsformationen.

Tagsüber maximal 95 ºF.

Übernachtet wird in Lusk WY, der einzige Ort weit und breit in der endlosen Prärie, der aber über alle erforderlichen Einrichtungen verfügt. Der Inhaber des Best Western Hotels heißt Tom Wasserburger. Seine deutschen Vorfahren sind vor dem Ersten Weltkrieg in die USA ausgewandert.

Vierter und letzter Waschtag der Reise.

Reise in die Kälte

Mittwoch, 12.07.2017

Wie jeder weiß, war der französische Trapper Jacques La Ramee Namensgeber für Fort Laramie, das die Reisegruppe am Morgen aufsuchte. Die Anlage ist nur noch teilweise vorhanden und als National Monument zum Teil restauriert. Die wechselvolle Geschichte zuerst als Handeslposten mit Gebäuden und Umwallung aus Holz, später aus Adobe-Ziegeln, dann als Schutzmaßnahme für die Pioniere und Siedler, als Mittelpunkt in den Indianerkriegen und als Verhandlungsort, schließlich als Stützpunkt des amerikanischen Militärs lässt sich vor Ort gut nachvollziehen.

Weiterfahrt durch Prärie, Prärie, Prärie. Wegen der längeren Wegstrecke wurde am frühen Nachmittag die Fahrt in Cheyenne WY unterbrochen, wie neder weiß, der Hauptstadt von Wyoming. Am Capitol vorbeigefahren, aber nicht photographiert, war das Old West Museum das Ziel. Die Kassiererin bedauerte sehr, dass die Reisegruppe nicht bis zur nächsten Woche bleiben kann, denn da findet das bekannteste und überhaupt weltgrößte Rodeo statt. So nimmt auch das Thema "Rodeo" einen erheblichen Anteil der Museumsausstellung ein. Daneben existiert eine interessante Sammlung von Kutschen und ersten motorgetriebenen Vehikeln aus der Stadt. Wegen des weltgrößten Rodeos erfolgten Umbauten in deswegen nicht zugänglichen etwa einem Drittel der Räume, weswegen aber kein Nachlass beim Eintrittspreis gewährt und worauf auch nicht am Anfang hingewiesen worden war, aber Schwamm drüber!

Schließlich am Abend Ankunft in Estes Park, ein Ort, der uns zuvor unbekannt war, aber von amerikanischen Touristen stark frequentiert ist. Die Unterkunft liegt unfern des Eingangs in den Rocky Mountain National Park.

Heute maximal nur 78 ºF. Es wird Zeit, Jacken, langärmlige Hemden und Halbschuhe aus dem zweiten Koffer hervorzuholen.

Höher geht nimmer!

Donnerstag, 13.07.2017

Sensation!!! Der Reisegruppe ist es gelungen, dank des amerikanischen Maßsystems einen 12.000er zu bezwingen, ohne Zusatzsauerstoff und ohne Sherpas!!! Jeder Schritt höher bei der dünnen Luft wurde zur Qual, aber Willensstärke und Kondition ermöglichten die Besteigung des alpinen Peaks im Rocky Mountain National Park, dem 11. NP der Reise. Zum Vergleich: Herr Messner schaffte nur 8.000er.

Die Fahrt vor vier Jahren sollte mit dem Zephyr (von Amtrack) durch die Berge gehen, doch waren die Gleise wegen eines Bergrutsches verschüttet und es fand ein nächtlicher Schienenersatzverkehr mit einem Bus statt, bei dem nicht viel gesehen wurde. Die Fahrt durch die Rocky Mountains wurde jetzt nachgeholt. Nun erstreckt sich das Felsmassiv von Alaska bis Mexiko, aber der etwa 1.000 Quadratkilometer große NP entspricht genau den Erwartungen mit seinen Felswänden, Gletschern, Schneeresten, Seen, Wasserfällen und Tälern. Die Gruppe besuchte das Visitor Center am Westeingang,  durchfuhr den Park auf der über 40 Meilen langen Trail Ridge Road bis zum Grand Lake mit diversen kurzen Aufenthalten, und dann auf derselben Route zurück. Nur Tiere wurden nicht gesichtet. An einer Bachbiegung stand eine Gruppe von Personen und wen man jeweils fragte, sollte dort ein Biber, ein Elch oder ein Hirsch gesehen worden sein; eigentlich fehlte nur ein Bär.

Höhepunkt war die anschließende Fahrt auf der 9 Meilen langen Old Fall River Road, der ursprünglichen Erschließungsstraße des Parks, eng mit zahlreichen scharfen Serpentinen, ohne Seitensicherung zum Abgrund, die die volle Aufmerksamkeit, Kunstfertigkeit und langjährige Erfahrung des kühnen Fahrers erforderte, aber mit grandiosen Aussichten.

Es ist kalt, nachts nur 50 ºF (tagsüber bis 75 ºF). Die Klimaanlage im Hotelzimmer wird nicht benötigt. Zweite Übernachtung in Estes Park.

Zweites Motiv zu Ende gestickt: Sagebrush / Nevada.

The Show must go on!

Freitag, 14.07.2017

Weiterfahrt nach Boulder zum Chautauqua-Park, bei dem aber kein Parkplatz frei war und der auch nicht besonders interessant wirkte, also Weiterfahrt nach Denver. Bereits gegen 11 Uhr konnte das Hotelzimmer in Beschlag genommen werden. Die Mall von Denver, die 16th Street, liegt genau einen Block weiter. Nicht weit entfernt liegt das Capitol. Wie jeder weiß, ist Denver die Hauptstadt von Colorado. Im Capitol konnte an einer 90-Minuten-Führung teilgenommen werden, bei der man auch auf den Außengang der Kuppel kam. Zur 20-köpfigen Besuchergruppe zählten auch Dänen, Taiwaner und ein Ukrainer.

Beim Parkhaus am Nachmittag war nicht vorher am Automaten, sondern direkt vor der Schranke an der Ausfahrt zu bezahlen. Für die fünf Stunden Parkzeit waren 15 $ zu löhnen. Es wurde eine 20 $-Note in den Kassierautomaten geschoben und erst, als kein Wechselgeld herauskam, gelesen, dass kein Geldwechsel erfolge.

Niemand soll sagen, dass die Reisegruppe zu alt für ein Rockkonzert wäre. Etwa 18 Meilen von Denver entfernt liegt das Red Rocks Amphitheatre in Morrison CO. Auf der Eintrittskarte stand dick "Railroad Earth" und mit dünn gedruckten Buchstaben "Leftover Salmon", so dass die Reisegruppe annahm, eine Band namens Railroad Earth trete mit ihrem Programm Leftover Salmon auf. Es handelt sich aber um zwei Musikgruppen, die nacheinander spielten. Beide präsentieren die Musikrichtungen Western-(Hard) Rock mit Elementen von Jazz, Celtic und Bluegrass, manchmal auch etwas Dixie. Railroad Earth gefiel mäßig, Leftover Salmon hingegen brachte schmissig-rhythmische Musik. Immer, wenn im Liedtext die Wörter "Colorado" und "Mountains" vorkamen, rastete das Publikum aus. Das Theater ist inmitten von roten Felsen eingepasst, die in der Dunkelheit angestrahlt wurden, eine wunderschöne Atmosphäre. Die Plätze waren wohl ausverkauft, knapp 10.000 Besucher. Da hatte sich MaLoTours aber wieder ordentlich angestrengt.

Rauchen war in dem Freilufttheater nur in ausgewiesenen Bereichen gestattet, was auch für E-Zigaretten galt. Dennoch zündeten sich die jungen Leute dünne, zigarettenähnliche Glimmstängel an, die weitergereicht wurden und ein süßlich-herber Geruch umwaberte die Fernreisenden.

Bei der Abfahrt am Hotel war es noch trocken. Kurz darauf setzte Regen ein und bei der Ankunft am Red Rocks Amphitheatre schüttete es, so dass die Reisegruppe im Dicken Dodge sitzen blieb und abwartete. Und tatsächlich hatte der Wettergott ein Einsehen; der Regen setzte aus, das Konzert begann mit halbstündiger Verspätung und es blieb den Abend über trocken. So kam die Reisegruppe an ihrem vorletzten Abend in den USA doch noch zu dem geplanten Musikgenuss.

Übrigens zählte die Reisegruppe wohl zu den ältesten Besuchern des Konzerts.

Ruhetag in Denver

Samstag, 15.07.2017

Was unternimmt man an einem planmäßigen Ruhetag? Wenn man seine Ruhe haben möchte, überlässt man diese Entscheidung am Besten der Reisegruppe, und die entschied sich für einen Museumsbesuch. Das History Colorado Center beherbergt Ausstellungen zu den Themata Geschichte des Ortes Keota (sehr ausführlich mit Biographien ehemaliger Bewohner als Beispiel für Aufstieg und Fall einer Siedlung), Stadtgeschichte von Denver, die Eroberung des Westens einschließlich der Indianergeschichte seit rund 1.000 Jahren, Gewinnung von Erzen, Dust Bowl und Ursachen, Entwicklung des Nationalparks und des Tourismus, Wassermanagement in dem Präriegebiet mit einem Dioramamodell zum Verstellen, Westernkunst u.s.w. An vielen Exponaten kann probiert werden und viele kleine Aufgaben regen zum Mitmachen an. So steht eine echte Tiny Lizzy bereit, in die man einsteigen kann und wo durch Schaukelbewegungen eine Fahrt bei gleichzeitigem Abspielen eines Filmes auf eine Wandfläche davor simuliert wird, oder ein Fahrstuhlkorb, in dem man in das Einfahren in einen Bergwerksschacht durch Rüttelbewegungen und Lärm versetzt wird oder das Erleben eines Hurrikans in einem Wohnhaus der 30er Jahre. So blieb die Reisegruppe nahezu sechs Stunden in dem Museum und der Tag war gelaufen.

Wegen der vielfältigen Verbindungen zu Japan fand das Abschiedsessen in einem amerikanisch-japanischen Restaurant statt. Es gab vorweg als Gruß aus der Küche einen Löffel mit einer Mischung aus Oliven, Artischocken und etwas Heringsähnlichem mit einem süß-sauren Dressing (sehr lecker), dann Kobe-Sliders als japanischem Anteil in Form von Mini-Burgern und dazu Pommes Frites (die hier anders heißen), diese etwas scharf mit einem Krustenmantel aus Zucker, eine neue Erfahrung. Als Getränke Kokosnussmilch mit Soda und das gute North River Craft Pils.

Das Ende der Reise

Sonntag, 16.07.2017

Bis zum Mittag blieb noch Zeit für den Besuch des Nature and Science Museums Denver, nach eigener Aussage eines der größten Museen der Welt. Gut drei Stunden lang wanderte die Reisegruppe durch die schwerpunktmäßig Colorado zugeordneten Abteilungen über Mineralien, Erzgewinnung, Wildtiere, Landschaften usw. Sehr gut gelungen sind riesige Dioramen.

Danach erfolgte die Fahrt zur Fahrzeugrückgabe am Flughafen Denver (bei Alamo sehr schnell und unkompliziert), der Transfer zum Flughafen und die üblichen Prozeduren. Diese Nachricht wird während der Wartezeit auf das boarding geschrieben.

Fazit nach Ankunft in Deutschland

Montag, 17.07.2017

Mit ganz geringen Abweichungen würde die Reise wieder so wie geplant durchgeführt werden.

Die Reisegruppe war 41 Tage unterwegs, in denen 7.966 Kilometer mit einem Mietwagen zurückgelegt wurden, der in der Zeit keinen Kratzer erhielt.

Die Vorabbuchung sämtlicher Unterkünfte hat sich bewährt; einmal konnte ein Hotel wegen eines ausgedehnten Waldbrandes nicht erreicht werden.

Es wurden insgesamt elf Nationalparks, zwei Nationalmonumente, ein Staatspark und diverse andere Einrichtungen besucht.

Etwa 4.000 Photographien.

Niemand ist während der Reise erkrankt, außer einem kleinen Schnupfen bei Uru, der die Klimaanlage immer auf ganz kalt stellte, und einem Sonnenbrand bei Koko, der sich partout nicht eincremen wollte.

Von den mitgenommenen 1.000 US-$ blieben 670 $ übrig; alle anderen Ausgaben konnten per Kreditkarte beglichen werden.

Es wurde nicht einmal ferngesehen.

Es wurde kein einziger Cocktail getrunken.

Nach der Reise ist vor der Reise.