YA'AT'EEH

Mittwoch, 28.06.2017

Wie jeder weiß, bedeutet die Überschrift "Guten Tag" in der Navajo-Sprache. Zunächst am Morgen Querung der Staatengrenze von Utah nach Arizona mit einer Stunde Uhrzeitversatz. Der für den Vormittag gebuchte Ausflug im Monument Valley Navajo Tribal Park wurde rechtzeitig erreicht, aber nicht rechtzeitig gestartet. Eine halbe Stunde vor der Abfahrt hieß es, man möge in 20 Minuten wiederkommen. Dann hieß es, man möge weitere 10 Minuten warten. Als Sandstone Tours dann immer noch nicht eingetroffen war, wurde von einem Konkurrenten für uns telefoniert. Der zuständige Manager traf mit knapp einer halben Stunde Verspätung ein, sprach von "time confusion" und verlangte zunächst die Restzahlung. Das war kein guter Anfang, aber was dann folgte, entschädigte für alles. Unser Fahrer war Sizo (schreibt sich vielleicht anders), ein Navajo, der erstaunlicherweise nicht so gut Englisch sprach. Auf seinem Geländewagen, ein umgebauter Pickup mit drei überdachten Sitzreihen auf der Ladefläche, waren wir die einzigen Passagiere. Der Monument Valley Tribal Park ist kein Nationalpark, wäre es wohl, wenn er nicht den Indianern gehören würde. Dann wären sicher auch asphaltierte Straßen vorhanden, der Abfall würde eingesammelt und Pferdeäpfel würden nicht herumliegen. Aber die roten Felsen, wie riesige Steintempel, einfach monumental! Auf seinem Sitz wird man hin und her geschüttelt, der Wagen hoppelt über Schlaglöcher, man hält sich fest und stützt sich mit den Füßen ab. In kurzen Abständen wird angehalten, es folgen einige kurze Erläuterungen und dann ist Zeit zum Flanieren und Photographieren. Es existieren mehrere Filme mit John Wayne und vom Regisseur John Ford, die hier gedreht wurden. Nach unserer Rückkehr in die Heimat wollen wir uns diese Filme zu Gemüte führen - vielleicht kann jemand die Titel eruieren. Zur Fahrt gehörte auch der Besuch in einem Hogan, eine Indianerbehausung aus schräg aufgestellten Holzstämmen, bei denen die Zwischenräume mit Lehm ausgefüllt werden.  Zwei Indianerinnen waren dort mit dem Spinnen von Schafswolle und mit Weben beschäftigt - eine Donation wurde direkt angesprochen und auch gewährt. Dieser Teil des Parks, in dem auch 1.000 Jahre alte Felsgravierungen zu sehen sind, kann nur auf einer geführten Tour erreicht werden. Im Tal leben noch sieben Navajo-Familien nach trditioneller Art, das heisst, ohne Elektrizität und ohne Trinkwasseranschluss. Nach fast drei Stunden (die Dauer der Tour wird mit zweieinhalb Stunden angegeben) brachte uns Sizo kräftig durchgeschaukelt zurück.

Nach dem Einchecken im Hotel wolte der Dicke Dodge mit uns nochmals in den Park. Bei ganz langsamer Fahrt, denn er verfügt über keinen Vierradantrieb, ging es auf der grausigen Holperpiste in das Gelände - der Dicke ist ja ein Rental Car und nicht unser Fahrzeug. Und der Ausflug gelang, ohne aufzusetzen, wie bei anderen zu sehen und zu hören war. Wie auch bei anderen Gelegenheiten tragen die Monumente Namen, wie East und West Mitten Buttes, Elephante Butte, The Three Sisters, John Ford's Point, Camel Butte. Bereits bei der Fahrt am Vormittag in dem nicht allgemein zugänglichen Teil waren wir am Suns Eye (ein Loch, geformt wie ein Auge, oben in der Felsendecke), an The Submarine Rock und vor allem (Ronald !) am Sleeping Dragon vorbeigekommen, der wie ein lang hingestreckter Drache aussieht, der gerade ein Auge öffnet.

Übernachtet wird im einzigen Hotel des Monument Valley Parks, mit den gebotenen Annehmlichkeiten und einem Balkon mit Blick auf West und East Mitten Butte und Merick Butte in der untergehenden Sonne. Es ist warm, aber nicht heiß. Gelegentlich erfährt man ein tosendes Gebrause mit föhnheißer Luft von hinten, wenn die Klimaanlage im Zimmer anspringt. Vom Balkon aus konnte ein Blick auf einen per Beamer auf eine Hotelaußenwand projizierten alten  John-Wayne-Western geworfen werden, direkt neben der Naturkulisse, vor der er spielte.

Das Beste am Abendessen im View Restaurant ist die View. Eine Tischreservierung war nicht möglich: "Wer zuerst kommt, sitzt zuerst." Das Schlimmste befürchtend, wurde um Sitzplatzierung in dem vollen Lokal gebeten und die beiden Fernreisenden erhielten den einzigen freien Zweiertisch direkt an einem hohen Fenster mit Blick auf die steinernen Monumente. Da spielte es keine Rolle, dass in dem von Navajos geführten Restaurant Bier und Wein nicht auf der Karte stehen, und das Essen wird hier nicht kommentiert.

Für den Hinweis zur Bezeichnung der unter Felsüberhängen Siedelnden aus dem Englischen wird herzlich gedankt; es gibt da aber sicher auch noch einen lateinischen oder griechischen Begriff.